Hagelschäden stellen für Gartenbau-Betriebe ein erhebliches Risiko dar, da sie Pflanzen, Gebäude und Infrastrukturen massiv beeinträchtigen können. Um Ernteverluste und finanzielle Einbußen zu minimieren, sind gezielte Präventionsmaßnahmen und ein optimaler Versicherungsschutz entscheidend.
Wie entsteht Hagel?
Hagel tritt häufig als Begleiterscheinung von sogenannten Superzellengewittern auf. Diese extremen Wetterphänomene, die aus mehreren Einzelgewittern, starken Niederschlägen sowie zahlreichen Auf- und Abwinden bestehen, sind die einzigen, die Hagel produzieren können. In großen Höhen gefrieren Regentropfen aus dem Aufwindbereich, fallen dann wieder nach unten und wachsen durch die Anlagerung weiterer gefrorener Wassertropfen. Hagelkörner haben in der Regel einen Durchmesser von 0,5 bis 3 cm und können ein Gewicht von 20 Gramm haben. Es können jedoch auch deutlich größere Hagelkörner entstehen, die in unseren Breiten selten als Niederschlag vorkommen.
Hagel kann zu jeder Jahreszeit auftreten, wobei eine Häufung in den Monaten Mai bis August zu beobachten ist. Obwohl Hagel prinzipiell überall auftreten kann, sind bestimmte Regionen wesentlich häufiger betroffen als andere.
- Mit Hagelzonenkarten, wie die vom BKK, können Sie sich über das lokale Gefährdungsrisiko informieren.
Hagelereignisse in der Vergangenheit
In den letzten 20 Jahren haben Hagelereignisse in Deutschland im Gartenbau verheerende Auswirkungen gehabt. Die folgenschwersten Ereignisse waren dabei in den Jahren 2008, 2011 und 2013 (Abb. 1). Auch wenn es in den letzten Jahren im Vergleich weniger Hagelschäden bei Mitgliedsbetrieben der Gartenbau-Versicherung gab, zeigen Studien, dass aufgrund des Klimawandels die Häufigkeit und Intensität von Hagelereignissen zunehmen könnte.
Risikopotential von Hagel
Hagelkörner können nicht nur unmittelbar durch ihren Aufprall Sachschäden an Gewächshäusern oder Pflanzen verursachen, sondern auch durch Folgeschäden des Hagelereignisses. Die meisten Hagelschäden entstehen jedoch unmittelbar durch die Wucht des Aufpralls der Hagelkörner. Es folgt eine Übersicht über Arten von Sachschäden durch Hagel:
- Direkte Schäden durch den Aufprall
- Schäden an der Gewächshausbedachung
- Schäden an Pflanzen
- Schäden an Fahrzeugen und technischen Einrichtungen
- Indirekte Schäden
- Schäden an Pflanzen durch herabfallendes Glas
- Erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten bei beschädigten Pflanzen
- Blockierte Regenrinnen/Ablaufschächte, die zu einer Überflutung führen können
Die Schadenwirkung von Hagel wird beeinflusst durch:
- Art des Hagelschlages
- Korngröße (Abb. 2)
- Form des „Kornes“
- Windgeschwindigkeit
- Einfallwinkel
- Einfallsdichte
- Dauer des Schlages
- Hagelempfindlichkeit des betroffenen Gegenstandes
- ESG (Einscheibensicherheitsglas) ist beispielsweise widerstandsfähiger als Blank- oder Klarglas
Vorbereitende Maßnahmen
Sich kurzfristig auf ein Hagelereignis vorzubereiten ist schwierig, da sich diese ohne Vorankündigung ereignen. Daher kommt der langfristigen Schadensvorbeugung eine besondere Bedeutung zu. So lässt sich bei der Planung einer Gewächshausanlage beispielsweise der Einsatz von Einscheibensicherheitsglas empfehlen. Dieses besitzt eine erhöhte Bruchsicherheit im Vergleich zum herkömmlichen Gewächshausglas. Im Schadensfall zerfällt es in kleine Glas-Krümel und richtet somit geringeren Schaden an Kulturen und der Gewächshauseinrichtung an. Bei Gewächshausanlagen sollte darüber hinaus darauf geachtet werden, dass Abflussrinnen frei sind, da Hagelkörner ansonsten leicht zu Verstopfungen und einem Wasserstau führen können. Befreien Sie daher Rinnen regelmäßig von Laub und anderen Verunreinigungen, damit Wasser besser abfließen kann. Achten Sie zudem beim Erwerb von Solar- und Photovoltaik-Anlagen auf hagelgehärtete Produkte.
Im Freiland können bei hochwertigen Kulturen, wie beispielsweise Baumschulkulturen, Hagelschutznetze eingesetzt werden (Abb.3).
Verhalten vor und während des Hagels
- Beachten Sie die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes
- Fahren Sie, sofern platztechnisch möglich, vor Unwetterereignissen hagelempfindliche Materialien, sowie Fahrzeuge in Ihre Produktionshalle
- Befindet sich in einem Gewächshaus keine Kultur, so wird empfohlen den Energieschirm auf Paket zu fahren
- Verlassen Sie umgehend Gewächshäuser und halten Sie sich nicht im Freien auf. Suchen Sie Schutz in Gebäuden
Hagelschaden – was nun?
- Verständigen Sie bei einem Notfall die Feuerwehr (112)
- Vermeiden Sie das Betreten einer geschädigten Gewächshausanlage, da weiterhin Bruchstücke oder lose Glasscheiben vom Dach fallen können. Halten Sie sich von beschädigten Dächern fern
- Sollten Sie unbedingt betroffene Gewächshäuser betreten müssen, tragen Sie geeignete Sicherheitskleidung und einen Helm
- Abdecken von Maschinen oder Schaltkästen als Schutz vor nachfolgendem Regen
- Sollte die Anzahl an beschädigten Scheiben den Vorrat an Ersatzscheiben überschreiten, ist es ratsam, schnellstmöglich Kontakt zum Glaslieferanten aufzunehmen oder ist bei Kollegen nachzufragen, ob diese noch Glasreserven haben und bereit wären, diese zur Verfügung zu stellen
- Ist das Betreten gesichert, können provisorisch Löcher in der Bedachung mit Folien, Stegdoppelplatten oder OSB-Platten zeitweise abgedichtet werden, um Kulturschäden zu vermeiden
- Bei Betrieben mit Gemüseproduktion sollten die Bereiche mit Glasschäden markiert werden, da diese Abschnitte aufgrund der Lebensmittelsicherheit nicht geerntet werden dürfen
Kontaktieren Sie schnellstmöglich Ihren Risikoberater der Gartenbau-Versicherung. Dieser wird Ihnen über den gesamten Verlauf der Instandsetzung des Schadens unterstützend zur Verfügung stehen.
Fazit:
Hagelereignisse sind fast immer unberechenbar. Es kann an einem Ort durchaus 50 Jahre nicht hageln, dann aber dreimal in zwei Jahren. Hagel entsteht kurzfristig und regional: Eine Vorhersage ist daher schwer möglich. Wenn es zu einem Hagelsturm kommt, steht die Existenz der Produzenten auf dem Spiel – es besteht die Möglichkeit von totalem Ausfall der Produktion / Ernten bei gleichzeitig schwersten Schäden an den Investitionsgütern (Gewächshäusern). Durch die Unvermeidbarkeit und geringen Möglichkeiten der Prävention ist ein Versicherungsschutz unerlässlich.
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