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Themen im Fokus

Energieeffizienz im Gewächshaus – Chancen für die gärtnerische Praxis.

By 19. Mai 2025No Comments

Ariane Grisey, Leiterin der Abteilung „Umwelt – Energie“ am Centre Technique Interprofessionnel des Fruits et Légumes (CTIFL) – dem führenden französischen Forschungsinstitut für Obst- und Gemüsebau – referierte im Mai 2025 bei der internationalen Außendiensttagung der Gartenbau-Versicherung zu aktuellen Forschungsthemen. Wir haben sie gefragt, wie Forschung und Praxis zusammenspielen.

 

Frau Grisey, Sie forschen seit vielen Jahren im Bereich der energieeffizienten Gewächshaustechnologien. Was hat Sie dazu gebracht und was fasziniert Sie daran?

Ich bin Ingenieurin für Energiemechanik, habe meine Karriere in der Luftfahrt begonnen und hatte mit Gartenbau zunächst gar nichts zu tun. Über die Energie-Thematik bin ich schließlich in den Gewächshaussektor gekommen – und fand es faszinierend, weil ich angewandte Forschung betreiben und konkrete Lösungen für Produzenten entwickeln konnte. Der Sektor ist in Frankreich sehr dynamisch, das macht die Arbeit spannend. Es ist allerdings eine Herausforderung, immer am Puls der Zeit zu bleiben und mit den technischen Entwicklungen Schritt zu halten.

Welche Entwicklungen beeinflussen Ihre Arbeit aktuell besonders?

Seit der Energiekrise durch den Krieg in der Ukraine ist das Thema Energie wieder sehr präsent. Ich habe meinen Forschungsbereich seit einigen Jahren um Umweltaspekte erweitert. In Frankreich – und auch auf europäischer Ebene – wird derzeit über eine Umweltkennzeichnung diskutiert, die Verbraucher über die Umweltauswirkungen der von ihnen konsumierten Produkte informieren soll.

Welche Innovationen sind für den professionellen Gartenbau besonders relevant?

Wir kehren derzeit zurück zu den Grundlagen: Gewächshäuser besser isolieren, Energieschirme einsetzen. Das war schon vor 20 Jahren relevant und gewinnt aktuell wieder an Bedeutung .Es gibt inzwischen neue, emissionsarme Energieschirme, die eine noch bessere Dämmung ermöglichen. Einige Betriebe verwenden zwei Schirme und es wurden auch schon Versuche mit drei Energieschirmen durchgeführt.

Parallel kommen neue Technologien hinzu: Sensorik, Steuerungssysteme und die Einbindung von KI. Das wird sich weiterentwickeln, denn Gewächshäuser eignen sich sehr gut dafür – sie sind technologisch auf einem hohen Niveau, es gibt viele Stellglieder. Wenn man dann noch zusätzliche Sensoren einsetzt, ergibt sich ein großes Potenzial.

Werden solche Technologien eher von großen Betrieben genutzt – oder profitieren auch kleinere Familienunternehmen davon?

In der Regel setzen zuerst Hightech-Betriebe die neuen Systeme ein. Aufgabe der Forschung ist es, Innovationen dann auch für Lowtech-Betriebe nutzbar zu machen. Doch dafür braucht es Zeit – und finanzielle Mittel.

Was sind die größten Hürden beim Transfer von Forschung in die Praxis?

Der größte Hemmschuh sind Investitionen. Alles, was mit Energieeffizienz zu tun hat, ist kostspielig. In Frankreich arbeiten wir daher mit dem System der Energieeinsparzertifikate, das von Energieversorgern finanziert wird – nicht vom Staat. Aber auch dafür braucht es Budgets, und in diesem Jahr ist auf Ministeriumsebene kein Förderprogramm für Gewächshäuser vorgesehen. Selbst große Betriebe haben Schwierigkeiten, beispielsweise emissionsarme Schirme zu finanzieren. Das Problem: Die Energiepreise steigen, aber der Tomatenpreis bleibt für den Verbraucher gleich. Die Produzenten können die steigenden Kosten für Energie, Dünger und Arbeitskräfte kaum auffangen.

Welche Rolle können Versicherer wie die Gartenbau-Versicherung in diesem Kontext spielen?

Angesichts des Klimawandels wird Versicherungsschutz immer wichtiger. Hagel, Sturm – extreme Wetterereignisse nehmen zu. Gleichzeitig investieren Betriebe verstärkt in Technik, um besser mit diesen klimatischen Ereignissen umgehen zu können. Das heißt aber auch: Es gibt immer mehr Ausstattungen, die versichert werden müssen – von Steuerungstechnik (bald gewiss mit integrierter KI) bis hin zu Photovoltaikanlagen. In Frankreich sind mittlerweile rund 600 Hektar Überdachungen (Gewächshäuser oder Schatten spendende Überdachungen) mit Solarpaneelen ausgestattet. Diese Technologien sind teuer und erhöhen den Absicherungsbedarf. Selbst Low-Tech-Betriebe benötigen immer mehr Sensoren, um Krankheitsprobleme zu vermeiden und beispielsweise den Einsatz von Fungiziden zu reduzieren. Jede neue technische Lösung bringt neue Risiken mit sich, die abgedeckt werden müssen.

Ihr Rat an Gartenbauunternehmen?

Gartenbauunternehmen müssen sich aktiv auf den Klimawandel einstellen – es gibt keine Alternative. Wichtig ist, wach und informiert zu bleiben, denn vieles ist in Bewegung. In Südfrankreich sind bereits erste Umstellungen zu sehen, beispielsweise auf Avocados, Zitrusfrüchte oder Pistazien. Man muss offen für Veränderungen bleiben. Im Energiebereich empfehle ich drei Schritte: erstens dämmen, zweitens das Klima effizient steuern und drittens auf alternative Energiequellen umstellen. Entscheidend ist: dranbleiben und vorausschauend handeln.

 

Sie haben Fragen zur Energieeffizienz in Ihrem Gewächshaus?
Dann kontaktieren Sie jetzt Ihren Risikoberater.